Den nicht unerheblichsten Beitrag eines anlaufenden Kinofilms macht das Marketing aus, dessen Aufgabe es ist, eine Handlung möglichst so geschickt zu verpacken, dass das Interesse des Zuschauers geweckt wird. Entweder ist die Idee der Handlung fesselnd genug, dass der Film eigentlich von selbst laufen müsste oder aber der Trailer muss mehr aus dem Film machen als eigentlich vorhanden ist. The Gathering brilliert mit einer im Grunde starken Idee, deren Ausführung jedoch weit hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt. Vielleicht hätte das Skript auch nur einer längeren Überarbeitungsphase bedarft, denn bereits mit einigen kleinen Änderungen wäre aus Brian Gilberts Film viel mehr zu holen gewesen.
Ein tragischer Unfall hat einem jungen Pärchen in der britischen Kleinstadt Glastonbury das Leben gekostet. Auf der Suche nach der Ursache stößt man im Zuge einer Ausgrabung auf ein Fresko, welches einige Jahrhunderte alt ist und die Kreuzigung Jesu Christi aus einer ganz neuen Perspektive zeigt. Darauf erkennt man die finster dreinblickenden Gesichter all jener, die einst zusammengekommen waren, um der grausamen Hinrichtung beizuwohnen. Zeitgleich wird die Touristin Cassie (Christina Ricci, The Opposite of Sex – Das Gegenteil von Sex) von einer Frau namens Marion (Kerry Fox, Intimacy) angefahren und verliert bei dem Schock ihre Erinnerung an alles, was vor dem Autounfall stattfand. Geplagt von Schuldgefühlen nimmt Marion Cassie mit nach Hause, wo sich die junge Frau schnell einlebt. Doch Halluzinationen plagen sie fortan: Sie hört Stimmen, fühlt sich beobachtet und verfolgt. Obwohl die Ärzte das als Folgen das Unfalls abtun, merkt Cassie, dass sie nicht alleine mit diesen Wahrnehmungen ist…
Idee hui …
Originaltitel | The Gathering |
Jahr | 2002 |
Land | USA |
Genre | Mystery-Thriller |
Regisseur | Brian Gilbert |
Cast | Cassie Grant: Christina Ricci Dan Blakeley: Ioan Gruffudd Simon Kirkman: Stephen Dillane Marion Kirkman: Kerry Fox Luke Fraser: Simon Russell Beale |
Laufzeit | 87 Minuten |
FSK |
Eine Handlung mit einem historischen Hintergrund aufzuladen und diese in einem anderen Kontext erscheinen zu lassen, stellt manchmal einen grandiosen Kniff dar, um den Zuschauer zu beeindrucken. Im Falle von The Gathering gelingt das, denn die Ausgrabungen sorgen für einen gewissen Aha-Effekt, der natürlich schnell mit Cassies Geschichte in Verbindung gebracht wird. Hier trifft Altbekanntes auf frische Ideen und daraus entspringt eine auf dem Papier spannende Geschichte. Über weite Strecken unterhält der Film auch durchaus, bis sich nach und nach kleine Unstimmigkeiten unter die Handlung mischen, die das Gesamtbild zu trüben beginnen. Im Groben ist das eine Figur, die der Geschichte beiwohnt und die selbst aus Cassies Sicht viel zu wenig beleuchet wird. Es ist der plötzliche Freund und Helfer Dan (Ioan Gruffudd, Fantastic Four), dessen Motivation, Cassies Ermittlungen zu unterstützen bis kurz vor Ende unerklärt bleibt. Auch wieso Cassie so schnell Mitglied der Familie wird und weshalb die Bestrebungen gering gehalten werden, Angehörige zu kontaktieren, lässt die Handlung unter den Tisch fallen.
… Umsetzung pfui
Inszenatorisch schleichen sich ebenso einige Patzer ein. Figuren stehen in bestimmten Szenen plötzlich an unterschiedlichen Flecken, Gegenstände fehlen und es ist dem Film sogar anzusehen, dass einzelne Szenen bei verschiedenen Wetterbegebenheiten gedreht wurden. Beispiel gefällig? In einer Szene versteckt sich Cassie in einer Scheune und beobachtet ihren Verfolger durch ein Loch in einem Holzbrett. Sobald Cassie zu sehen ist, strahlt ihr die Sonne entgegen, die ihre Augen hervorhebt. Wirft der Verfolger allerdings einen Blick in die Scheune, ist besagtes Brett mit dem Loch kein bisschen be- oder angeleuchtet und von Sonneneinstrahlung fehlt jede Spur. Solche Inkonsistenzen ziehen sich durch den Film und zeigen Mängel in der Regiearbeit auf. Auch das Finale entpuppt sich als nur mäßig spannend in Szene gesetzt. Wenn etwas geschieht, pausiert alles, was nicht unmittelbar im Bild zu sehen. Immerhin macht die Hauptdarstellerin Christina Ricci eine gute Figur, wenngleich ihre Oberweite unnötig betont wird. Cassie ist keine sonderlich anspruchsvolle Rolle, doch Ricci hat den erschreckten Blick einfach drauf und so hat der Zuschauer eine Figur, mit der rätseln kann. Obwohl The Gathering in seiner DNA eher ein ruhiger Mystery-Thriller ist, wird es hier und dort auch einmal gruselig.
The Gathering hätte durchaus ein Remake verdient, welches technisch und inszenatorisch etwas mehr auf dem Kasten hat. Die Geschichte ist stark und bietet das Potenzial, noch viel mehr aus der Idee herauszuholen. Allerdings stößt der Film in vielerlei Hinsicht schnell an seine Grenzen, sodass letztlich mehr der Entwurft der Geschichte als die Ausführung Lob verdient. Wer sich gerne intelligent unterhalten lassen möchte und nicht alles hinterfragt, trifft mit The Gathering aber eine durchaus solide Wahl.
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